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Zum Ernten in den Keller

janinezangl

"Jetzt drehen und etwas hochdrücken! Ruhig etwas stärker!", höre ich Angelikas Stimme während sie meine Hände sanft aber bestimmt mit den Ihren führt. Schließlich halte ich etwas Schweres in den Händen, etwas beeindruckend Schweres. Das Gewicht hätte ich ihnen gar nicht zugetraut. Die Rede ist von Austernpilzen. In dicken Trauben wuchern sie aus schwarzen, durchlöcherten Beuteln, als könnten sie es kaum erwarten als erster ans Licht zu kommen. Licht, davon gibt es nicht viel. Es riecht leicht erdig und feucht im ehemaligen Weinkeller von Angelika & Erich TOBLER. Ich liebe diesen Geruch. So hat es auch bei meinem Opa im Keller gerochen. Vielleicht mit einer der Gründe warum ich mich hier unten so wohl fühle. In erster Linie wird dies jedoch meinen Gastgebern geschuldet sein. Manchmal begegnet man im Leben Menschen die man, ohne die Gründe dafür näher benennen zu können, einfach mag. So auch hier.


Kellerabgang im Pilzkeller

Zum ersten Mal probiert habe ich die Produkte von "Pilz & More", so nennt das kleine Unternehmen sich, auf einem Markt. Mit Holzstäbchen futterte ich mich durch Austernpilzaufstrich mit Alge, mit Bohnen und natürlich klassisch Natur. Ergänzt wird die Produktpalette von Pilzgrillern (quasi Würstel) und natürlich von frischen Austernpilzen. Eine Kostprobe besser wie die andere. Bis ich zu meinem persönlichen Highlight kam: Das Pilzpesto! Aroma pur! Besorgt euch gutes Weißbrot und und ein Glas von dem Pesto, öffnet eine Flasche Rotwein und ich garantiere euch einen kulinarisch sorglosen Abend.


Natürlich wollte ich dann auch wissen wo dieser kulinarische Hochgenuss seinen Ursprung hatte und fand mich so, einige Zeit später, in besagtem Keller wieder. Umgeben von Sandstein, sinkt die Temperatur mit jedem Schritt abwärts merklich. Perfekte Gegebenheiten für die Austernpilze. Diese wachsen hinter einer Glastüre. Akkurat an zwei Stellagen, aufgehängt in ihren Beuteln, auf: Kaffeesud! Richtig gelesen. Mehrmals in der Woche holen Angelika und Erich den Sud höchstpersönlich aus Kaffeehäusern in der Region ab. Wichtig: Die Hygiene! "Schimmelsporen im Kaffeesud? Das geht gar nicht!" erklärt Angelika. Eine komplette Charge an Pilzen wäre so in Windeseile ruiniert. Nachdem der Sud eingetroffen ist, wird er mit dem Pilzmyzel vermischt und in die Beutel gefüllt. Beim Abtasten der Beutel, merkt man nach einigen Tagen dann schließlich, wie unglaublich fest der Pilz den Sud zusammenhält sobald er sich verbreitet hat. Von der Füllung bis zur ersten Ernte vergehen dann nur ca. 6-8 Wochen! Beeindruckend!


Im Prinzip klingt doch alles ganz simpel, oder? In Wirklichkeit steckt jedoch sehr viel Arbeit dahinter. Das Probieren, die Fehlschläge, das Austüfteln von Rezepturen, die Bürokratie, das Vermarkten,... Doch all diese Arbeit machen Angelika & Erich mit sehr viel Leidenschaft, Liebe und Bodenständigkeit. Und das fühlt man bereits beim ersten Blickkontakt mit den beiden.



Mehr Infos:

Pilz & More Familie Tobler Keller: Kellergasse in 7091 Breitenbrunn (nur unter Voranmeldung bzw. im Rahmen einer Pirschkäfer Tour ;-) )

Hofladen: Eisenstädterstraße 2, 7083 Purbach am Neusiedler See

Wochenmarkt: jeden Freitag am Bauernmarkt in 7100 Neusiedl am See

 

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