top of page

Der Buchteln wegen...

"Sonntag 16h bei uns. Es gibt frische Buchteln!", erging eine Nachricht von mir an meinen Papa, in der Hoffnung meine Eltern wieder mal nach Jois zu locken. Obwohl wir nicht sehr weit auseinander wohnen, sehen wir uns doch eher selten. Meine Mama ist noch Vollzeit berufstätig - klar möchte sie sich da an ihren freien Tagen ausruhen. Mein Papa ist Pensionist und - manche werden es kennen - somit beschäftigter wie jeder berufstätige Manager ;-)

Doch frischen Buchteln kann mein Papa nicht widerstehen. Eines der wenigen Dinge die er selbst nicht zubereiten kann (oder will). Und mein Papa ist ein sehr guter Koch! Er war einer der Menschen die meine Leidenschaft fürs Kochen geweckt haben. Denn er war derjenige der mir erklärt hat was er da eigentlich gerade in der Küche macht, der mich die Zwiebeln fürs Gulasch schneiden (und die ersten gerösteten auf frischem Brot auch probieren) ließ und den ich nun bei Spaghetti und Co versuche zu übertrumpfen. Im allseits bekannten Messengerdienst fliegen Fotos von unseren wochendlichen Speisenkreationen hin und her. Immer erpicht darauf den anderen zu beeindrucken. Meine Mama war bei uns Zuhause immer für die "Süßen Sachen" zuständig. Kaiserschmarren, Reisauflauf und Scheiterhaufen gab's nur von ihr. Scheiterhaufen - der Graus meiner Kindheit.


Wer's nicht kennt: altbackene Semmeln werden in Milch-Ei -Gemisch getunkt und in eine Auflaufform geschichtet. Um das ganze noch irgendwie zu attraktivieren, schichten viele noch Äpfel dazwischen. Und irgendwie wird das dann gebacken. Bestimmt habe ich den ein oder anderen Schritt ausgelassen, aber so genau muss ich es auch gar nicht wissen - ich weiß, dass ich nie in meinem Leben selbst Scheiterhaufen zubereiten werde.


Keiner meiner Eltern hatte jedoch jemals mit Germteig hantiert. Und so wurden die Buchteln in Rohform immer von meiner Oma geliefert und bei uns Zuhause gebacken - darf man das bereits Convenience Food nennen? :-)


Doch zufälligerweise backe ich ganz gern mit Germteig und so habe ich mich auch an Buchteln versucht. Beim ersten Mal fürchtete ich mich vor dem Urteil meines Papas, welches mich prompt als Nachricht erreichte: "Die besten die ich je gegessen habe." Puh...nochmal Glück gehabt.

Und so kommt es, dass diese nun mein Lockmittel sind. Gerne sitze ich mit meinen Eltern zusammen, diskutiere und lache mit ihnen. Zwischendurch halte ich gerne inne und lasse die Anwesenheit meiner Eltern auf mich wirken. Ich betrachte mein Glück zwei Elternteile zu haben nicht als selbstverständlich. Speziell bei meinem Papa ist es das nicht (eine persönliche Geschichte die eher für weintrunkene Abende vor Kaminfeuer taugt). Aber auch meine Mama ist eine starke Persönlichkeit die bereits einiges erlebt hat. Ich verdanke den beiden viel - da sind ein paar Bäckereien und Kaffee doch wohl das Mindeste was ich ihnen an einem Sonntag Nachmittag zurückgeben kann.


Beim letzten Besuch dann stellte mein Papa ein Glas selbstgemachter Marmelade vor mich hin: "Damit du für die nächsten Buchteln wieder eine hast."



Aktuelle Beiträge

Alle ansehen
bottom of page