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Vom Offizierscasino zum Stadtgasthaus


Die alten Schwingtüren quietschen leicht, der Boden knarzt. Obwohl drinnen Trubel ist, dämpft die dunkle Holzverkleidung an den Wänden die Geräusche auf ein angenehmes Wohlfühlniveau. In der Luft liegt der Duft von Essen, auf welchen mein Magen unmittelbar mit einem Knurren reagiert. Hans und Erwin - zwei der Oberkellner - begrüßen mich herzlich: "Du kannst dich auch in den Wintergarten setzen. Such dir einen Platz aus!". Ich lehne ab. "Mein" Platz ist in der Schank: Der Tisch neben der Eingangstür, von dem aus man alle Leute kommen und gehen sieht, ein wenig in die Küche blicken und zwischendurch mit den Kellnern plaudern kann.


Das "Stadtgasthaus am Nyikospark" ist für mich mehr als nur ein Restaurant. Vieles hat sich

über die Jahre verändert. Bereits in meinen jüngsten Jahren war es für mich ein Erlebnis wenn meine Eltern mich zum Essen ins damalige "Landgasthaus am Nyikospark", einem einstigen Offizierscasino, mitnahmen - mein Einstieg in die Gaumenfreuden der gehobenen Küche. Später, ich war etwa 15 Jahre alt, durfte ich hier mein erstes Praktikum im Service absolvieren. Groß war (und ist ;-) ) der Respekt vor Patron Fritz Tösch, dem ich bei meinem Bewerbungsgespräch höchst nervös an meinem jetzigen Lieblingstisch gegenübersaß. Die drei Sommermonate waren hart, jedoch wurde ich mit viel fachlichem und persönlichem Wissen und zudem auch mit dem besten Personalessen belohnt. Das sonntägliche Schnitzerl genoss ich gerne im kleinen sonnigen Hinterhof an einem ebenso kleinen Tisch zwischen Getränkekisten, umgeben vom Trubel der Küche. Schmunzelnd erinnere ich mich an die Diskussionen unter dem Servicepersonal, wenn - Gott bewahre - eine der berühmten Nyikospark-Cremeschnitten zu viel produziert und zum Verspeisen an uns weitergegeben wurde.


Meine Erinnerungen an diese Zeiten sind schön. Entsprechend traurig war ich dann, als das Landgasthaus als solches seine Pforten schloss. Als "Da Capo am Nyikospark" wiedereröffnet, reichten sich hier Italien und Österreich küchentechnisch die Hände. Doch auch hier fand man mich, nun mit meiner eigenen Familie, durchaus regelmäßig. Die Qualität sprach einfach für sich! Meine Freude war dennoch groß, als ich hörte, dass das Lokal erneut schließen würde und wieder eine Ausrichtung bekäme die an die "alten Zeiten" angelehnt war.



Und nun sitze ich hier, im "Stadtgasthaus am Nyikospark": Neuer Küchenchef und, daraus resultierend, eine brandneue Speisekarte. Martin Wresnig und sein Team kredenzen kreative Fischküche ebenso wie bodenständige Gasthausküche - eine Kombination die mich persönlich durchaus anspricht. Bei meinem ersten Besuch nach der Eröffnung habe ich mich bereits an den Fischgerichten versucht. Manch einer mag das Vorhandensein von Meeresfisch und Muscheln vielleicht kritisieren, jedoch finde ich es eine schöne Abwechslung die man sich nicht täglich zu Gemüte führt. Doch heute, nach einem intensiven Arbeitstag freue ich mich umso mehr, dass trotz der Neuerungen noch so viel Vertrautheit in diesem Lokal liegt. Dieses Mal entscheide ich mich für ein sehr simples Gericht: Bärlauchrisotto mit gebackenem Ziegenkäse. Nun ist Risotto ja aber immer wieder ein Glücksspiel, denn nicht jeder kann es zubereiten. Das was ich aber an diesem Tag serviert bekomme, verdient ein wirkliches Lob. Die perfekte Cremigkeit, hervorragend gewürzt und eine ausgewogene Menge an Bärlauch (wenngleich auch diese gereicht hat um für diesen Tag kussuntauglich zu sein), lassen mich meinen Teller bis zum letzten Körnchen Reis ausputzen.

Einziger Wermutstropfen: Die Cremeschnitte ist in das zweite Restaurant der Familie Tösch umgezogen - ins "Das Fritz". Dann muss ich mich eben von einem wohlig, wärmenden Schokoladenkuchen im Kaffeehäferl trösten lassen ;-)


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