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janinezangl

FreuRaum - Zu Gast in Tante Mizzis Wohnzimmer


Ein unglücklicher technischer Zwischenfall - aka tote Laptops - führte meine Kollegin und mich diese Woche in unsere Landeshauptstadt Eisenstadt. Da die Laune ob des arbeitstechnischen Stillstandes und der langen Wartezeit im Keller war, entschieden wir uns dazu jetzt einfach das Beste aus der Situation zu machen.



Gutes Essen hebt die Stimmung ja bekanntlich und so stehen wir kurze Zeit später vorm "FreuRaum". Lange wollte ich dort schon hin, dass ausgerechnet eine mittlere technische Katastrophe mich dort hinführt: überraschend! Beim Eintreten wird man sofort zurückversetzt in eine andere Zeit. In die Zeit in der ich im Wohnzimmer meiner Uroma mangels Spielzeug mit den Nippes-Figuren aus dem Wohnzimmerverbau Verkaufsladen gespielt habe. Wir ergattern einen der letzten spitzendeckchenbesetzten Tische mit kunterbunt zusammengewürfelten Stühlen. Die Eindrücke erschlagen mich förmlich. Das ist keine gewöhnliche Lokalität - am ehesten gleicht es einem Nostalgiemuseum. Schon allein deswegen lohnt sich ein gemütlicher Kaffee vor Ort.


Vor lauter schauen kann ich mich gar nicht auf die Speisekarte konzentrieren. Auch meine Kollegin ist belustigt als ich sage: "Sorry, wenn ich jetzt kaum was rede, aber ich muss einfach so viel schauen." Ein nicht sprechender Pirschkäfer ist, so selbstkritisch muss ich sein, eine Seltenheit. Es wird ein Menü angeboten und wir haben Glück, dass wir zwei der letzten Portionen erwischen. Die Kellnerin ist gestresst. Kein Wunder: Die Gäste geben sich die Klinke in die Hand. Es herrscht eine hektische, jedoch fröhliche Betriebsamkeit. Ein Ort der Begegnungen.

Wir bekommen Gemüsecremesuppe mit Croutons und Kresse serviert. Meine Zunge erschmeckt den ersten Löffel und ich bin überrascht. Die Suppe ist sicherlich nicht die beste aller Zeiten, - wenngleich sie auch sehr gut schmeckt - aber sie kann mehr! Sie spendet Trost ohne überhaupt traurig zu sein. Sie umarmt einen, hüllt einen in eine großmütterliche Wärme. Und langsam merke ich woher das kommt: In der Suppe ist Majoran. Ein Gewürz, dass in der modernen Küche nur mehr eher selten Verwendung findet. Gedanklich sitze ich an Omas Küchentisch. Vor mir "greste Blunz'n" und "Grumbianspaltl" - letztere mit viel Majoran (für alle die die Burgenländische Mundart nicht verstehen: Geröstete Blunzn und Erdäpfelspalten welche mit Majoran und etwas Paprikapulver in Wasser dickflüssig geköchelt werden). In Kombination mit der Umgebung bleibt mir nichts anderes übrig als mich wohl zu fühlen. Der Trubel rund um mich herum beruhigt mich. Während wir auf die Hauptspeise warten beobachte ich die Menschen. Soeben kommt ein älteres Pärchen herein und nimmt am letzten Tisch Platz. Fast zeitgleich folgen zwei Freundinnen - ebenfalls im Pensionsalter - welche nun ohne Tisch dastehen. "Setzt euch doch zu uns dazu. Es ist Platz genug!", meint der männliche Teil des Pärchens einladend. "So geht das mit der Freundlichkeit. Mit dem Miteinander.", denke ich mir. Als ich das nächste Mal hinsehe sind alle vier in ein fröhliches Gespräch vertieft.


Unsere Hauptspeise wird serviert: Kürbislaibchen mit Dillrahm und Salat. Vegetarisch und vertraut - ein vollkommenes Wohlfühlgericht. Fleisch vermisse ich hier definitiv keines.

Hier wird täglich frisch und saisonal gekocht. Es gibt ein Tagesmenü und eine kleine Karte mit Gerichten die es dauerhaft gibt. Aufgrund der Geschichte des FreuRaums sind die Speisen sehr international - und das finde ich toll! Nachlesen könnt ihr das Konzept übrigens hier: https://www.freu-raum.at/about/



Da die Zeit noch reicht bestellen wir Cappuccino und frische Zimtschnecken. Absolut kein Fehler, wenngleich der Untertitel "vegan" in Kombination mit Zimtschnecken kurz leise Zweifel in mir weckt. Trotz der fehlenden Butter schmecken sie himmlisch und sind der perfekte Abschluss. Eigentlich will ich noch gar nicht gehen. Doch leider drängt die Zeit dann doch. Aber ich komme wieder - versprochen!


Danke an FreuRaum, dass euer Essen mir trotz all der Herausforderungen herrlich heimelige Momente beschert hat. Und danke an meine Kollegin, die die Idee hatte hinzugehen ;-)



Anmerkung: Dieser Text wurde aus eigener Überzeugung geschrieben und das Essen von mir selbst bezahlt.









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